Training

Karatedo ist Lernen im Tun. In jedem Moment des Trainings erweitert man die Erfahrungen des eigenen Körpers und seiner Fähigkeiten.
Die Wahrnehmung und Aktivierung des Ki (der inneren Energie) ist mindestens so wichtig wie das Geschickter-und-kräftiger-Werden des Körpers.

Dojo

Trainieren kann man in der Gruppe und im Gegenüber mit dem Lehrer, der Lehrerin – und für sich, sobald die eigenen Kenntnisse das erlauben.
»Dojo« ist gleichermaßen Ort und Gruppe. Es bezeichnet den Raum, der geprägt ist von der Synergie der Trainierenden.
Für sich kann man an jedem halbwegs ungestörten Platz trainieren und braucht nichts dazu als ein Stück Boden und eine Weile ruhiger Konzentration.

Maneru – Wakaru – Nareru

Nachahmen – Verstehen – zur Gewohnheit machen
Der Lehrer oder die Lehrerin gibt Erklärungen für alle Anwesenden, abgestimmt auf die Fähigkeiten und den Bedarf der Gruppe. Es liegt bei einem selbst, die Erklärungen auf sich zu beziehen, und über das Gesprochene hinaus aufmerksam zu beobachten, was der Lehrer und was man selber tut – auch dann noch, wenn man etwas zu können glaubt. Die beste geistige Grundhaltung, für Fortgeschrittene nicht weniger als für Beginnende, ist die eines unbeschriebenen Blattes: frische Aufmerksamkeit und Flexibilität, die nicht erstarrt in bereits Erworbenem.

Atmosphäre beim Training

In den Trainingsstunden wird in der Regel nicht gesprochen, von den Erklärungen abgesehen. Es herrscht Ruhe, wenn möglich Lautlosigkeit des Atems, der Schritte, Sprünge und des Abrollens. Bleibt man auch in schnellen und anstrengenden Bewegungen innerlich ruhig und entspannt, kann Karatedo zur Meditation-in-Bewegung werden.
Das Zählen aber, mit dem je ein Mitglied den Takt der gemeinsamen Bewegungen vorgibt, ist kraftvoll und laut – wie man die Stimme im Alltag kaum klingen läßt.

Themen und Ablauf der Stunden

Die Techniken, die gelehrt werden, sind außerordentlich vielfältig. Karatedo Doshinkan ist nicht ein bestimmter »Stil«, der sich durch Spezialisierung von anderen Stilen unterscheidet, sondern ein Weg, die Gesamtheit einer Kampfkunst zu erschließen. Die Struktur der Stunden wird nicht von einem schematischen Ablauf bestimmt, sondern von thematischen Schwerpunkten und Zyklen, die sich auch über längere Zeiträume erstrecken.
Bewußtmachung und Kultivierung der seelisch-körperlichen Energie sowie des Atems begleitet alle Teile des Trainings gleichermaßen.

Kata

Unter anderem gibt es in Karatedo Doshinkan eine sehr reiche Tradition an Katas. Kata (»Form«) ist eine festgesetzte Bewegungsfolge. Sie ist ein zentrales Mittel der Überlieferung: eine Verdichtung des Wissens, dessen Einzelaspekte im gemeinsamen Training wieder entfaltet werden können (in einzelnen Bewegungen, in Partnerübungen u.s.w.). Einzigartig in Rhythmus und Bewegungsgefühl ist jede Kata zugleich so etwas wie ein Gedicht des Körpers, dessen Gesamtcharakter man mit der Wiederholung immer deutlicher erfaßt.
Entsprechend der Grundregel »KARATE NI SENTE NASHI« – »ein Karatedoka darf nie als erster angreifen« beginnen alle Katas mit einer Verteidigungsbewegung.

Kumite (Partnerübungen)

Partnerübungen sind weder Wettkampf noch Spiel. Man übt darin einzelne Techniken, die Koordination von Abstand und Zeit; oder man unterstützt einander in gemeinsamen Übungen, die kein Gegeneinander simulieren. Mit jedem neuen Partner, jeder neuen Partnerin stellt man sich auf eine neue Situation ein, soll sich aber in der Klarheit und richtigen Durchführung der eigenen Bewegung nicht beeinflussen lassen.

Weitere Charakteristika

Weitere Charakteristika von Karatedo Doshinkan sind: das Training mit traditionellen Waffen (Bo, Tonfa, Sai, Kama …), das insbesondere Geschicklichkeit und Körperkontrolle fördert; die Übung von Wurftechniken, mit denen man einen Angreifer zu Fall bringt; sowie die Verinnerlichung von Techniken des Abrollens, um Verletzungen beim Fallen oder Stürzen zu verhindern – nicht nur, wenn man geworfen wird, sondern in jeder Alltagssituation.
Als Karatedoka scheut man nicht den Kontakt mit dem Boden. Man schließt Freundschaft – und zwar nicht nur auf den Fußsohlen – mit so verschiedenen Untergründen wie Holz, Matten, Sand und Gras. Und man trainiert unter allen Witterungsverhältnissen (Sonne, Regen, Wind etc.).

Trainingsstufen

Die Stunden sind – je nach Dojo – unterschieden nach verschiedenen Trainingsstufen. Es werden jedoch nicht niedrigere von höheren Trainingsstufen abgelöst. Die Stunden, an denen alle teilnehmen können, werden von Fortgeschrittenen ebenso besucht, denn die einfachsten Techniken müssen immer weiter vertieft werden. Die den Fortgeschrittenen vorbehaltenen Abschnitte des Trainings sind lediglich komplexer in ihrem Programm.
Für eine Anfängerin oder einen Anfänger bedeutet das wiederum, von Beginn an in einer offenen Gruppe trainieren zu können – nicht nur umgeben von Anfängern, sondern profitierend von der Energie und der Erfahrung aller.